Ephraim Kishon, 1997

Mein Kamm

 

Worum es geht

Ephraim Kishon tat es Charly Chaplin gleich und hub an, eine Satire über das Dritte Reich zu schreiben. Es ist sein zweiter Roman, der Ende des zweiten Weltkrieges im Keller eines zerbombten Hauses entstand. Und wie alle Geschichten Kishons beginnt alles ganz harmlos, um dann in einem kompletten Zusammenbruch zu enden.

Rudolph Flinta wird von seinem glatzköpfigen Chef gefeuert. Soweit der banale Auslöser einer landesweiten Krise. Zusammen mit seinem zwielichtigen Freund Pepi, der bei einer Zeitung arbeitet, kommen beide auf die Idee, einen diffamierenden Artikel über Glatzköpfe zu verfassen. Es wird historisch, biologisch und biblisch argumentiert. So z. B. dass der glatzköpfige Prophet Elias ja auch Bären auf unschuldige Kinder gehetzt habe. Pepi unterschreibt den Artikel mit dem Pseudonym Joseph Schomkuthy jun. Weitere Artikel folgen, Pepi wird populär und Flinta zur Ikone einer Bewegung gegen Glatzköpfe. Als ein Perückenhersteller Flinta eine Beteiligung anbietet, nimmt das Projekt Fahrt auf.

Der Rechtsanwalt Dr. Schwarzkopf wird hinzugezogen und eine Partei wird gegründet. Sie trägt den Namen „Erste Nationale Haarschützerpartei und Kreiszacklerfront NHPKF“. Das Logo besteht aus einem Kreis (symbolisch für die Glatze), der von einem Dreizack (eine Anspielung auf das Hakenkreuz) durchbohrt ist. Selbstredend gibt es auch einen Parteigruß. Er lautet: „Geduld wir siegen – es lebe Flinta“.

Mit Progromen sollen alle Glatzköpfe aus dem öffentlichen Leben verbannt werden. Und wie sich das für ein solches Regime gehört, machen die drei Parteiführer heimlich Geschäfte mit Perücken- und Haarwasserproduzenten – und mit Glasern – Schließlich gehen bei den Ausschreitungen regelmäßig Fenster zu Bruch. Pepi nennt sich mittlerweile Dr. Joseph von und zu Schomkuthy jun., aber das nur am Rande.

Nachdem die NHPKF an die Regierung gekommen ist, Schwarzkopf eigene Wege geht und das Nachbarland, nach vorheriger Kooperation, den Krieg erklärt, gibt es kein Halten mehr.

Was mir gefällt

Die Art und Weise, wie Kishon die hehren Ziele und Phantasien einer Diktatur auf ein absolut lächerliches Niveau herunter holt. Sehr eindrücklich ist auch die Schilderung der Gruppendynamik: Letztendlich ist es dem Mob egal, aus welch absurden Gründen eine Minderheit ausgegrenzt wird.
Neben dem „Blaumlichkanal“ und dem „Fuchs im Hühnerstall“ ist mein Kamm einer meiner Kishon-Favoriten.

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