Haruki Murakam, 1985

Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt

 

Worum es geht

Der Titel spiegelt die Struktur der Geschichte wider. Diese besteht aus zwei komplett gegensätzlichen Handlungen. Die eine spielt in Tokio (hard-boiled Wonderland), die andere in einer fantastischen Parallelwelt (das Ende der Welt). In beiden Handlungssträngen werden die Ereignisse aus der Ich-Position eines namenlosen Erzählers geschildert.

Im hard-boiled Wonderland spielen Daten eine wichtige Auf der einen Seite das „System“ (eine Art Datenschutzunternehmen) mit den „Kalkulatoren“, zu denen auch der Ich-Erzähler gehört. Auf der anderen Seite die „Fabrik“ mit den „Semioten“, die mit Daten handeln.
Unser Protagonist erhält den Auftrag eines Neurophysiologen, Daten zu berechnen und dabei ein illegales Verfahren, „shuffeln“ genannt, anzuwenden. Der Kalkulator gerät dabei zwischen die Fronten von System und Fabrik, was für ihn existentielle Folgen hat.
Auf der Suche nach einer Erklärung erfährt er von dem Wissenschaftler, dass dieser auf der Suche nach dem perfekten Verschlüsselungsverfahren in einem vergangenen Experiment das Unterbewusstsein der Versuchspersonen manipuliert hat und unser Protagonist der einzige ist, der dieses Verfahren damals überlebte. Das führt im Laufe der Geschichte zu einer Veränderung der Wahrnehmung und des Denkens des Ich-Erzählers. 

Das Ende der Welt ist eine von einer Mauer umgebene Stadt. Wer diese Stadt betritt, verliert seinen Schatten. Dieser wird mit der Zeit schwächer und stirbt. Der Mensch selbst verliert Stück für Stück die Erinnerung an seine Vergangenheit und am Ende seine Seele. Danach lebt er in dieser Stadt zufrieden und zeitlos, versehen mit einer spezifischen Aufgabe. Im Falle unseres Protagonisten: das Lesen alter Träume aus Einhorn-Schädeln. Für den Ich-Erzähler ist das zunächst verwirrend. Trotzdem akzeptiert er diese eigentlich sinnfreie Welt, baut Beziehungen auf und fügt sich in sie ein.

Obwohl beide Geschichten, die in ständigem Wechsel erzählt werden, so diametral verschieden sind, blitzen immer wieder einzelne Elemente auf, die Verbindungen zwischen den beiden Welten erkennen lassen. Mal ist es ein Gegenstand, mal eine Tätigkeit, oder ein abstrakter Begriff, mit denen die Verbindungen zwischen dem hard-boiled Wonderland und dem Ende der Welt immer deutlicher werden – bis am Ende alles ganz eng mit einander verflochten ist.

Was mir gefällt

Definitiv der Schreibstil Murakamis, der überwiegend aus Dialogen besteht. Die Schilderung des zweiten Handlungsstranges emfpand ich besonders eindrücklich. Dass der Autor in beiden Teilen unterschiedliche Pronomen zur Unterscheidung verwendet, wurde in der deutschen Übersetzung so gelöst, dass der erste Strang in der Vergangenheit, der zweite in der Gegenwart erzählt wird.

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