William Kotzwinkle, 1998

Ein Bär will nach oben

The Bear Went Over the Mountain

 

Worum es geht

„Der Bär wartete am Stadtrand, bis es dunkel wurde“. Dieser Satz hatte mich gepackt, als ich in der Buchhandlung darin blätterte… Dazu muss man wissen, dass der Bär, der sich ab jetzt nach seiner Lieblingsmarmelade „Hal Jam“ nennt, zuvor ein Manuskript gefunden hatte, das er recht gut fand. Der eigentliche Autor des Manuskripts ist der bislang erfolglose Arthur Bramhal, der aus Gründen sein neuestes Werk im Wald versteckt hat, wo es nun eben von Hal Jam gefunden wurde. Hal Jam besorgt sich einen Anzug, reist nach New York, in die Glitzerwelt der Menschen, um mit dem Manuskript ganz groß raus zu kommen. Das Vorgehen des Bären ist von Erfolg gekrönt.


Und wie das eben so ist, wenn man an der Aura von Berühmtheiten partizipieren möchte, sieht man über allerlei Defizite des neuen Stars der Medienwelt hinweg, bzw. schreibt sie positiv um. So auch bei Hal, dessen rustikales verschrobenes Erscheinungsbild und Einsilbigkeit ihn zu einem „neuen Hemingway“ machen. Man interpretiert in seine rätselhaften Aussagen das hinein, was man darin gerne hören möchte. Der Bär seinerseits erfreut sich der Annehmlichkeiten der menschlichen Gesellschaft – allem voran der ständigen Verfügbarkeit von Futter.

Während dessen entfremdet sich Bramhal immer weiter von seiner Welt und wird mehr oder weniger zu einem Bären. Seine Sinne schärfen sich, sein Erscheinungsbild ändert sich und schließlich bezieht er Zwecks Winterschlaf eine Höhle. Er hat keine Wahl. Der Bär indessen muss sich um neue gefüllte Aktentaschen bemühen, wenn seine Erfolgssträhne anhalten soll.

Was mir gefällt

Die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen um des Erfolges Willen die Realität passend interpretieren, ist hier perfekt auf den Punkt gebracht. Egal wie der Bär sich äußert oder wie wenig er versteht: Alle finden ihn toll und suchen den Fehler ggf. bei sich selbst. Und Bramhal: Der hat am Ende nicht mal die schlechteste Wahl getroffen.

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