Positionen
An dieser Stelle ein paar Stichpunkte zu meinem Weltbild, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Selbstredend wirkt das hier schön aufgeräumt, in der Realität ist das aber natürlich viel komplexer …
aussen …
Terasse Rosenhof mitte der 70er
aussen
Was ich schätze, sind Menschen, die von ihren eigenen Ideen und Visionen motiviert Dinge bewegen. In diesem Zusammenhang sind mir der Wissenschaftler und Autor Carl Sagan, der Computer-Visionär Steve Jobs und der Autor und Philosoph Michael Schmidt-Salomon Vorbilder. Absolut garnicht mag ich Persönlichkeiten, die entweder mit den Ideen anderer oder auf Kosten der persönlichen Freiheit ihrer Mitmenschen zum Ziel kommen.
Ferner mag ich jede Art hintergründigen Humores und Sprachgewandtheit. Allem voran, den von Loriot, Jerry Seinfeld, Max Goldt und Jochen Malmsheimer. Womit wir bei Büchern wären, die in meinem Heim entsprechend viel Platz einnehmen. Aus diesem Grund fällt es schwer, so etwas wie eine „Lieblingslektüre“ zu nennen. Eine ebenso zentrale Rolle spielt die Musik (für mich persönlich: Klassik, Jazz Filmmusik und Electronic).
Grundsätzlich bin ich für Wissenschaft und Technik zu begeistern. Im Speziellen betrifft das das weitläufige Thema der Computer-Geschichte, (Astro)physik, Evolution/Gentechnik und das Feilen an Fahrzeug-Prototypen mit Hilfe meiner Fischertechnik-Baukästen oder dem Entwerfen elektronischer Musikinstrumente und anderer -Gadgets mit Native Instruments Reaktor.
Auch bin ich dafür berüchtigt, ständig fotografisch unterwegs zu sein, um alles im Bild festzuhalten, was mir festzuhalten wertvoll erscheint. Hinterher findet man es dann doch nicht so verkehrt, dass diese visuellen Erinnerungsstücke vorhanden sind.
Und zuletzt: Obwohl ich im Süden Deutschlands aufgewachsen und notorischer Nichtschwimmer bin, zieht es mich auch immer wieder an die Nordseeküste. Land und Leute sind genau die Umgebung, die ich brauche, um zu entspannen und neue Ideen zu entwickeln.
… und innen
„Herrenzimmer“ Rosenhof mitte der 70er
… und innen
Im Gegensatz zu den Aussen-Positionen, die schon sehr lange konstant sind, hat der Innenbereich über die Jahre hinweg signifikante Änderungen erfahren. Was ja auch gut ist. Schließlich wäre das nicht richtig, wenn man in der persönlichen Entwicklung stehen bliebe.
Zu Beginn durchlief ich das komplette Programm der katholischen Kirche, verlor aber wegen ständig sichtbarer Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit des vorgelebten Glaubens das Interesse daran. So nutzte ich am Gymnasium die damals neue Option Religion abzuwählen und belegte stattdessen Ethik. Nicht lange danach traf ich auf eine freikirchliche Gemeinde und wurde gelehrt, dass Religion und Glaube unterschiedliche Dinge sein können. Ganz nebenbei fand ich dort auch Bedürfnisse befriedigt, die auf Grund der damaligen Situation zu Hause zu kurz kamen. Also änderte ich erneut meine Marschrichtung und „bekehrte“ mich. Dieser Entscheidung folgten konsequenter Weise eine Ausbildung an einem theologischen Seminar, Praktikum und Ordination.
Da es in der Natur meiner Person liegt, alles hinterfragen und verstehen zu wollen, trug ich ständig unbeantwortete Fragen mit mir herum. Die angebotenen Antworten waren für mich nicht wirklich zielführend. Ich lernte lediglich Argumente dafür zu finden, wie ich diese – für mich offensichtlichen – Widersprüche „ertragen“ konnte. Man sprach von einem „Spannungsbogen, der im Glaubensleben auszuhalten sei“. Im Sommer 2005 widerfuhr mir in meiner damaligen Kirchengemeinde, die mit ihren Mitgliedern fast mein komplettes soziales Umfeld stellte, ein einschneidendes Erlebnis, das mir endgültig Klarheit verschaffte.
Im Prinzip sind Enttäuschungen etwas positives – wird man doch einer „Täuschung enthoben“. Der Zusammenbruch meiner Welt, in der ich knapp 20 Jahre mit allem was ich war und hatte involviert war, war eine solch heilsame Ent-Täuschung. Und ich stelle fest, dass es richtig Arbeit bedeutet, derartig tiefe Prägungen los zu werden.
Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass man auch ohne eine „Ewigkeits-Perspektive“ ein sinnvolles Leben führen kann. Religion (oder Glaube) stellt für mich den Versuch dar, das Wissen um die Endlichkeit der eigenen Existenz zu kompensieren, in dem man sich rechtfertigt, als Geschöpf eines wie auch immer gearteten Gottes etwas besonderes zu sein. Und da diese Rechtfertigung außerhalb unserer Wahrnehmung stattfindet, sind sinnlose Konflikte um das Für und Wider praktisch vorprogrammiert – auch zwischen den Religionen.
Nebenbei beinhaltet dieses Konstrukt auch die erhebliche Gefahr, dass Leitungspersönlichkeiten, die sich von ihrem Gott dazu berufen fühlen, auf das seelische Wohl der ihnen anvertrauten Menschen zu achten, diese Machtposition entsprechend zu nutzen verstehen.
Mein Weltbild ist mittlerweile rational und atheistisch. In meinen Wertvorstellungen stehe ich dem evolutionären Humanismus nahe. Aus diesem Grund unterstütze ich auch die Arbeit der Giordano-Bruno-Stiftung, einem humanistischer ThinkTank für Humanismus und Aufklärung, dem sich viele renommierte Wissenschaftler, Philosophen und Künstler angeschlossen haben.
Warum ich das hier erwähne? zum einen, um zum Nachdenken anzuregen. Zum anderen, weil ich zu diesem Thema gerne den Meinungsaustausch suche – auch bei gegensätzlichen Ansichten. Die Tragweite dieser Thematik ist einfach zu groß, um sie zu ignorieren. Und schließlich würde ich mir wünschen, dass meine Erfahrung anderen Menschen hilft, die selben Fehler zu vermeiden.
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Bernhard R. Scheurer
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